Die fünf Lawinenprobleme erkennen

 LAWINENPROBLEME

Durch wiederkehrende Wetterphänomene treten kritische Lawinensituationen immer wieder in ähnlichen Konstellationen auf.

Für die typischsten Situationen werden fünf Lawinenprobleme definiert. Sie sollen den Wintersportler bei der Beurteilung der Lawinengefahr unterstützten. Sie ergänzen weiterhin, die Beschreibung der Gefahrenstufe sowie der Gefahrenstellen (Exposition und Höhe) und stellen den dritten Teil der Informationspyramide des LLB (Lawinenlagebericht) dar.

Die folgenden Beschreibungen der Lawinenprobleme stellen nur einen Auszug dar.

Die vollständigen Inhalte findest du unter: https://lawinenwarndienst.bayern.de/lawinenprobleme/

Wichtige Fragen:

  • Eigenschaft des Neuschnees: locker oder gebunden?
  • Kritische Neuschneemenge* erreicht?
  • Gibt es Schichtgrenzen innerhalb des Neuschnees?
  • Beschaffenheit der Altschneeoberfläche und generell der Altschneedecke?
  • Empfehlung
  • Neuschnee abwarten
    Dauer:
    Während Schneefall + 1-3 Tage
  • Hinweis
  • Wenig Umgehungsmöglichkeiten
    Auch im Sommer beachten
  • Einzugsbereich
  • Ganzer Hang mit Auslaufbereichen, da Fernauslösungen möglich sind

Problemerkennung im Gelände:

Das Neuschneeproblem ist relativ einfach zu erkennen. Beachte die kritische Neuschneemenge* und frische Lawinen. Beachte, dass kleine Wetterwechsel (z.B. Änderung der Luftfeuchte) die Neuschneebedingungen markant ändern können.

Verhaltensempfehlung:

Trockene Schneebrettlawinen: Warte, bis sich der Neuschnee stabilisiert hat.

Trockene Lockerschneelawinen: Beachte v.a. die Mitreiß- und Absturzgefahr im extremen Steilgelände

Wichtige Fragen:

  • Wo liegt der Triebschnee?
  • Alter des Triebschnee?
  • Mächtigkeit des Triebschnee?
  • Liegt frischer Triebschnee auf ungünstigen Schwachschichten?
  • Empfehlung
  • Triebschnee umgehen
    Dauer:
    Während der Verfrachtung
    + 1-3 Tage

  • Hinweis
  • Evtl. Umgehung möglich
    Frischer Triebschnee oft ab 30° heikel
    Vorsicht an Übergängen von wenig zu viel Schnee und von weichem zu hartem Schnee
  • Einzugsbereich
  • Triebschneebereich der begangen oder befahren wird, da Fernauslösungen untypisch sind

Problemerkennung im Gelände:

Das Triebschneeproblem ist mit Übung und bei guten Sichtverhältnissen relativ leicht zu erkennen, außer der Triebschnee wurde von Neuschnee überlagert. Beachte Windzeichen und lokalisiere Triebschneeablagerungen*. Typische Hinweise: Triebschneeablagerungen, Rissbildung, WUMM-Geräusche, frische Lawinen.

 Verhaltensempfehlung:

Vermeide Triebschneeablagerungen in steilem Gelände, insbesondere an Übergängen von wenig zu viel Schnee und von weichem zu hartem Schnee.

*Windzeichen und lokalisiere Triebschneeablagerungen

Wichtige Fragen:

  • Konnte sich in den vorangegangenen Wochen, Monaten ein langlebige Schwachschicht bilden?
  • Schwachschichten im obersten Meter der Schneedecke?
  • Liegt oberhalb der Schwachschicht ein Schneebrett?
  • Wie stabil ist die Schneedecke?
  • Schneedeckentests* möglich und aussagekräftig?
  • Empfehlung
  • Altschnee defensiv
    Dauer:
    Tage – Wochen

  • Hinweis
  • Schwierig „von außen“ erkennbar
    Info zur Schneedecke im LLB hilfreich.
    Einfache Schneedeckentests können nützlich sein.
    Lawinen können auch bei mäßiger Lawinengefahr gefährlich groß werden

  • Einzugsbereich
  • Ganzer Hang und insbesondere Auslauf-bereiche, auch von Hängen oberhalb, da spontane Abgänge typisch sind

Problemerkennung im Gelände:

Das Altschneeproblem ist äußerst schwierig zu erkennen. WUMM-Geräusche sind typisch, aber nicht zwingend vorhanden. Schneedeckentests* können helfen, die Schwachschichten zu erkennen. Informationen zur Schneedeckenentwicklung vom LLB sind wichtig. Die Bruchfort-pflanzungen erfolgen üblicherweise über weite Strecken. Fernauslösungen sind ebenfalls möglich.

 Verhaltensempfehlung:

Meiden von großen Steilhängen und Zurückhaltung. Beachte den Witterungsverlauf und die Schneedeckenentwicklung. Besondere Vorsicht in Übergängen schneearmen zu schneereich.

Das Altschneeproblem ist eine Hauptursache von tödlichen Lawinenunfällen bei Wintersportlern.

 Wichtige Fragen:

  • Regen oder oberflächiges Schmelzen?
  • Wieviel Wasser fließt in die Schneedecke?
  • Schwächt Wassereintrag eine Schwachschicht?
  • Einsinktiefe ohne Skier?
  • Empfehlung
  • Nassschnee früh zurück!
    Vorsicht bei Regen
    Dauer:
    Stunden – Tage
  • Hinweis
  • – Tour frühzeitig beenden
    – Abkühlung abwarten
    – Vorsicht vor sehr großen Spontanlawinen
  • Einzugsbereich
  • Ganzer Hang und insbesondere Auslauf-bereiche, auch von Hängen oberhalb, da spontane Abgänge typisch sind

Problemerkennung im Gelände:

Das Nassschneeproblem ist meist einfach zu erkennen. Beginnender Regen, Bildung von Schneeballen oder Schneerollen, kleine nasse Schneebrett- oder Lockerschneelawinen kündigen oft nasse Lawinenaktivität* an. Tiefes Einsinken in die Schneedecke ist ebenfalls ein Zeichen zunehmender Durchfeuchtung/-nässung.

Verhaltensempfehlung:

In klaren Nächten meist günstiger, bei warmen, bedeckten Nächten tritt das Problem oft bereits am Morgen auf. Bei Regen auf eine trockene Schneedecke tritt das Problem meist unmittelbar auf. Gutes Timing und eine gute Tourenplanung sind entscheidend. Beachte Lawinenauslaufbereiche.

Wichtige Fragen:

  • Bodenbeschaffenheit? (Gras Felsplatten)
  • Woher kommt das Wasser am Boden?
  • Empfehlung
  • Gleitschnee => meiden!

    Dauer:
    Tage – Monate

  • Hinweis
  • Nicht unnötig lange in Auslaufbereichen unterhalb von Gleitschneerissen (Fischmäuler) aufhalten
  • Einzugsbereich
  • Ganzer Hang unter und über Gleitschneerissen und insbesondere Auslaufbereiche, da Gleitschneelawinen spontan abgleiten

Problemerkennung im Gelände:

Gleitschneerisse (Fischmäuler) sind zwar einfach zu erkennen, der Auslösezeitpunkt kann jedoch so gut wie nicht vorhergesagt werden. Auslösungen sind auch ohne Gleitschneerissen möglich.


Verhaltensempfehlung:

Halte dich nicht in der Nähe von Gleitschneerissen auf.

Texte: Faltblatt „Achtung Lawinen“, LLB Bayern, EAWS (European Avalanche Warning Services), Lawinen verstehen, beurteilen…,

Illustrationen: Georg Sojer

Bilder: Sepp Hümmer

Weitere Lernunterlagen:

Lawinenlernspiel:

Das Bayerische Kuratorium für Alpine Sicherheit hat im Zusammenhang mit dem bekannten Faltblatt „Achtung Lawinen!“ das Lernspiel „Lawinenlagebericht & Lawinenprobleme“ erstellt.
Die Grundlage dieses Spiels sind das Faltblatt „Achtung Lawinen!“ und die „typischen Lawinenprobleme“. Das Spiel eignet sich besonders zur Wiederholung und Festigung des Wissens über die Lawinenprobleme.

Achtung Lawinen:

Vom Bayerischen Kuratorium für Alpine Sicherheit wurde das Faltblatt „Achtung Lawine“ 10/2021 neu aufgelegt. Eine Strukturhilfe für Wintersportler.